Nach seinem furiosen Sieg im Herbst letzten Jahres, als er die Präsidentschaftswahlen drüben überm Teich gewann und in die Fußstapfen von George Walker Bush trat, ist Barack Hussein Obama zu einer neuen Ikone aufgestiegen. Er stand für den sogenannten „Change“. Doch kam der bisher auch wirklich?Sein Vorgänger aus Texas war in den letzten Monaten seines Daseins einer der unbeliebtesten US-Präsidenten überhaupt. Es schien sich förmlich Erleichterung breit zu machen, als der in Hawaii Geborene das Ruder in die Hand nahm und die „Obamania“ ausgelöst wurde. Doch nach fast einem Jahr unter seiner Regierung, müssen vor allem die linksliberalen Amerikaner fest stellen, dass der radikale Linksruck sowohl in der Innen-, als auch in der Außenpolitik ausgeblieben ist.
Gab es keinen generellen Wechsel in der amerikanischen Politik, dann jedoch wenigstens im Führungsstil der USA: Barack Obama setzt auf mehr Diskussion und Kommunikation – anders als sein Vorgänger. Das wird auch in der ganzen Welt mehrheitlich positiv aufgenommen. Sein Besuch in Asien während der letzten Tage hat noch einmal sein diplomatisches Talent aufgezeigt:
Er schaffte den schwierigen Spagat, China als einen Partner auf Augenhöhe anzuerkennen, ohne dass gleichzeitig die westlichen Werte in Frage gestellt wurden. Doch haben Kritiker angemerkt, dass es nach wie vor keine großen Änderungen gab: wirtschaftspolitisch hat sich China um keinen Millimeter bewegt, und über Menschenrechte braucht man schon mal gar nicht reden.
Außenpolitisch hat Barack ziemlich viele Brandherde zu löschen: der zermürbende Krieg in Afghanistan, der ewig währende Konflikt im Nahen Osten oder der Diktator in Nordkorea sind Probleme, die irgendwann einmal gelöst werden wollen. Guantanamo wird jetzt doch nicht – wie eigentlich versprochen – dieses Jahr schon geschlossen, und mal sehen, was der nächste Klimagipfel nächsten Monat in Dänemark so bringen wird.
Doch irgendwie hat man immer noch das Gefühl, dass der Mann das alles packen kann. Selbst wenn noch nicht viel großer „Change“ gekommen ist – eine gute Figur macht Barack allemal. Und das ist doch das wichtigste in der Politik.