Die Verlagsbranche macht gegenwärtig einen Strukturwandel durch, dessen Ende noch nicht abzusehen ist. Neue Medien wie elektronische Bücher (E-Books), Hörbücher (Audiobooks) und andere Formen digitaler Datennutzung wie elektronische Zeitungen (E-Paper) und sogenannte Apps mit Informationsinhalten für Smartphones, stellen die Verlage in Deutschland seit einigen Jahren vor neue Herausforderungen.
Altes Konzept trägt nicht mehr
Unabhängige Buchverlage haben es heute schwer, mit einem breit gefächerten Sortiment auf dem Buchmarkt zu bestehen. Das lange Zeit geltende Konzept, schwer verkäufliche Titel wie Lyrikbände über den Verkauf von Bestsellern zu finanzieren, scheint heute nicht mehr aufzugehen. Die Erfahrung blieb auch dem Eichborn Verlag nicht erspart, der 2011 in die Insolvenz ging und schließlich vom Lübbe Verlag übernommen wurde. Dabei hatte der Eichborn Verlag, neben der anspruchsvollen Reihe „Die andere Bibliothek“, auch kommerziell erfolgreiche Titel wie „Das kleine Arschloch“ von Walter Moers oder „Herr Lehmann“ und „Neue Vahr Süd“ von Sven Regener im Programm.
Cross Publishing ist zur Notwendigkeit geworden
Auch große Verlagshäuser haben nur dann eine Zukunft, wenn sie sich, falls noch nicht geschehen, in Multimedia Verlage verwandeln. Cross Publishing, die Mehrfachvermarktung eines Titels über unterschiedliche Medien, ist angesichts steigender Lizenpreise für die Werke von internationalen Bestsellerautoren geradezu eine Notwendigkeit geworden. Um in der Lage zu sein, sämtliche Nebenrechte eines Manuskripts auszuüben, also das Werk außer als Buch auch als Hörbuch, Hörspiel, E-Book und möglicherweise sogar als Film herauszubringen, bedarf es solcher Multimedia Verlage wie Random House oder der Holtzbrinck Gruppe.
Regionalia – Tätigkeitsfeld für kleine und mittlere Verlage
Für kleine und mittlere Verlage in Deutschland bleibt immer noch die Möglichkeit, sich in einem bestimmten Segment einen guten Namen zu machen. Special Interest Publikationen, die einen festen Kundenkreis ansprechen, finden, wenn sie den Ansprüchen ihrer Klientel gerecht werden, auch heute noch ihre Abnehmer. Regionalia bieten Verlagen in Deutschland immer noch ein lukratives Betätigungsfeld. Das reicht vom lokalen Wanderführer über Bildbände bis hin zu den seit Jahren beliebten Regionalkrimis.
Es muss nicht gleich ein großer Multimedia Verlag gegründet werden, um als Unternehmen in der Literaturwelt zu bestehen. Aber verlegerisches Know How, ein Gespür für die Gepflogenheiten und Besonderheiten des Buchmarkts und die Bereitschaft, über den Tellerand hinauszuschauen, sind unabdinglich, um qualitativ höherwertige Produkte hervorzubringen, die sich merklich vom Gros der selbstverlegten E-Books unterscheiden. Das Buch ist schon oft totgesagt worden, aber es findet auch heute noch seine Leser und Käufer, die bereit sind, für einen guten Roman oder Fachliteratur Geld auszugeben. Es muss sich für sie nur lohnen.
Ein Beleg für diese These ist die bisherige Entwicklung im Bereich Selfpublishing. Dieser Begriff wurde hierzulande zunächst zum Zauberwort für viele Autoren, die für sich die Chance sahen, unabhängig von den Buchverlagen ihre Werke auf den Markt zu bringen. Doch zumindest was den E-Book Markt in Deutschland angeht, hat sich inzwischen Ernüchterung breit gemacht. Das ungezügelte Publizieren von E-Books ohne Lektorat und Korrektorat hat inzwischen so manchen Leser reumütig wieder auf die Erzeugnisse regulärer Buchverlage zurückgreifen lassen.
Auch bei Zeitungsverlagen geht der Trend in Richtung Multimedia
Kritischer erscheint da die Situation für die Zeitungsverlage. Sie können ihrer Aufgabe, neue Informationen zu liefern immer schwerer gerecht werden. Die neuen Medien brachten Blogs hervor, die teilweise fundierter und aktueller über gegenwärtige Ereignisse berichten, als es den Zeitungen des kommenden Tages möglich ist. Da nach einem geflügelten Wort nichts so alt ist wie die Zeitung von gestern, erscheint es nur folgerichtig, dass sich manche Verlagshäuser gezwungen sahen, sogar renommierte Blätter einzustellen, die auf eine lange Tradition zurückblicken konnten.
Der Insolvenzantrag der Frankfurter Rundschau Ende 2012 ist ein trauriges Zeugnis dieser Entwicklung. Innovation ist angesagt für diejenigen, die als Herausgeber einer Zeitung überleben wollen. Entwicklungen wie die des E-Papers oder die Gründung lokaler TV-Sender zeigen an, dass die Zukunft auch für die Zeitungsverlage im Bereich Multimedia liegt. Weniger erfolgreich scheint dagegen eine Geschäftspolitik der wiederkehrenden Preiserhöhungen zu sein, die dazu angetan ist, auch treue Abonnenten zu vergraulen.
Um weiterhin zu tragfähigen Umsätzen zu kommen, die zumindest kurz- bis mittelfristig ein Überleben ihres Unternehmens ermöglichen, haben manche Verlagshäuser zu einer Methode gegriffen, die dem marktwirtschaftlichen Grundsatz von Angebot und Nachfrage vollkommen widerspricht. So wird trotz sinkender Verkaufszahlen der Einzelverkaufspreis von Zeitungen und Zeitschriften mehrmals pro Jahr erhöht, um die geringen Abverkäufe zu kompensieren. Es darf bezweifelt werden, dass diese Taktik auf lange Sicht Erfolg haben wird.
Für Printmedien wird der Markt zusehends kleiner. Wer als Verleger überleben will, muss neuen Entwicklungen gegenüber offen sein. Die neue Medienwelt bietet viele Chancen. Sie zu erkennen und zu ergreifen ist eine der Herausforderungen für die Verlagshäuser unserer Zeit – ein passendes Beispiel hierzu: Delta Media stellt sich vor.
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