Wenn Sie vor mehr als 25 Jahren eine Marketingagentur gründen wollten, war dies mit nahezu unüberwindbaren Hürden und hohen Kosten verbunden. Zudem war man für Werbung weitaus mehr auf die klassischen Printmedien angewiesen, die trotz hohen Preisen keine genaue Berechnung des Erfolgs anhand von handfesten Zahlen (Impressionen, Verkäufen etc.) zuließen. Heute ist das anders!
Es ist nicht mehr unmöglich, als qualifizierte Person oder als kleines Expertenteam innerhalb von Monaten eine voll funktionsfähige Marketing Agentur aufzubauen. Gerade jetzt 2020 sind Unternehmen umso mehr bereit, in Ihre digitalen Assets zu investieren und etwaige Marketingbudgets nach oben zu korrigieren. Hier möchten wir Ihnen 5 Tipps geben, wie der Start mit der eigenen kleinen Online Agentur reibungslos klappt.
## 1: Ihre Erfahrungen und Fähigkeiten
Wenn Sie frisch von der Uni kommen und der nächste große Online Marketing Star werden wollen, werden Sie wohl kaum Erfolg haben. Wie schon gesagt, ist in der digitalen Welt “Erfolg” sehr gut messbar und als Hochstapler oder “Newbie” fliegt man hier schnell auf. Um die nötigen Erfahrungswerte und Fähigkeiten zu erlernen, kann es Jahre dauern, wenn man bei 0 anfängt.
Deshalb sollte man zuvor zumindest für eine gewisse Zeit einen echten Job gehabt haben, bevor man sich selbstständig macht. Dabei lernt man nicht nur das alltägliche Handwerk und die nötigen Fähigkeiten im digitalen Marketing, sondern auch ein gewisses Feingefühl für die Kunden und andere Mitarbeiter. Vieles ist doch nach wie vor Politik, “good feeling” und Feingefühl, die Sie beim Umgang mit Ihren Kunden beherrschen müssen.
Natürlich bringen Ihnen die Soft Skills nicht all zu viel, wenn Sie in Ihrem Fachbereich nicht zu hundert Prozent professionell sind. Egal wie schick Ihr Verkaufsspiel ist, ein Kunde wird früher oder später feststellen, wenn Sie die gewünschten Ergebnisse nicht erzielen.
Erfahrungen zu sammeln und selbst an der eigenen kleinen Agentur zu arbeiten schließt sich übrigens nicht unbedingt aus. Es macht oft Sinn, sich einen Teilzeitjob zu suchen oder den bestehenden Job auf 20 Stunden zu reduzieren, um weiterhin ein kleines Einkommen zu haben und Erfahrungen zu sammeln. Nebenher kann man dann Schritt für Schritt sein eigenes Unternehmen aufbauen.
Suchen Sie sich einen Online Mentor
Wenn man sich in ein neues System einarbeitet, können kleine Fragen oft Stunden an Recherche kosten oder manchmal weiß man nicht mal, wonach man suchen sollte. Daher macht es sinn, sich einen Mentor auf z. B. Upwork.com zu suchen. Wenn Sie z. B. Webdesign erlernen möchten, gibt es dort genug Profis, die teilweise für Dumpingpreise als Mentoren für komplexe Fragen da sind.
## 2: Reduzieren Sie das Risiko
Bis die eigene Agentur Geld abwirft, kann es länger dauern, als zunächst angenommen. Auch unvorhergesehene Ausgaben können einem einen Strich durch die Rechnung machen. Wie oben schon angesprochen, kann ein Teilzeitjob nebenher als Not-Einnahmequelle dienen, bevor man sich Vollzeit auf die eigene Agentur konzentriert. Oder suchen Sie sich einfache Aufträge, die Sie als Selbstständige-Einzelperson ohne Probleme abwickeln können.
Dabei Bauen Sie zudem wertvolle Beziehungen zu möglichen Kunden auf die entweder durch Empfehlungen oder direkt weitere Aufträge bringen. Wenn Sie in der Lage sind, Ihre Rechnungen als Selbstständiger zu bezahlen, ist der Übergang zu einer Mini-Agentur viel einfacher als ein kompletter Neuanfang.
Ein weiterer Aspekt ist, dass die Verwaltung von kleinen Kunden bereits wichtige Assets entstehen lässt, wie Verträge (die später als Vorlage dienen), Rechnungsvorlagen, sowie NDAs und Datenschutzvereinbarungen etc.
## 3: Entwickeln Sie das richtige Geschäftsmodell
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Sie Ihr Angebot präsentieren und wie Sie Ihre Dienstleistungen und Arbeit in Rechnung stellen. Dabei hat jede Option immer eine psychologische Komponente, aber auch eine Praktische. Letztendlich macht es Sinn, dies pro Kunde bzw. Projekt zu Entscheiden.
Stündlich
Als Berater sind oder ein Projekt abwickeln, wo der Arbeitsaufwand nur schlecht absehbar ist, sollten Sie unbedingt stündlich abrechnen, da der Großteil Ihrer Zeit mit Einzelgesprächen, Telefonaten und E-Mails schreiben verbraucht wird. Machen Sie dem Kunden auch klar, dass die Beratung Ihre Hauptdienstleistung ist und auch ein kurzes Telefonat oder eine Antwort auf eine Mail zu Ihrer Arbeitszeit zählt. Die stündliche Abrechnung ist bei komplexeren Projekten allerdings nicht immer praktisch, da diese ggf. sehr aufwendig dokumentiert werden müssen. Gerade dann, wenn es Schwankungen im Stundensatz für verschiedene Tasks gibt.
Monatliche Pauschalgebühr
Dies ist bei wiederkehrenden Aufgaben besonders praktisch, da Sie für Dienstleistung X immer dieselbe Pauschale pro Monat bekommen. Mit dem Kunden müssen Sie dann nur vereinbaren, was er sich pro Monat erwartet. Zudem vereinfacht es die Verwaltung, da immer die gleiche Rechnung gestellt wird und die Dienstleistung nicht jedes Mal wieder erneut nach Stunden aufgeschlüsselt werden muss. Der Nachteil ist, dass Telefongespräche oder langwierige Antworten auf E-Mails oft unvergütet bleiben. Deshalb ist es zu empfehlen, einen Stundenpool zu vereinbaren, der eben auch bei Telefonaten etc. reduziert wird oder es wird eine Servicepauschale (zum Beispiel 4 Stunden pro Monat) vereinbart, die Support und Nachfragen abdeckt.
Provisionsbasiert
Leider ein weitaus vernachlässigtes Modell, das in der klassischen Dienstleistung kaum zur Anwendung kommt. Man sollte es aber nicht ignorieren, da es in manchen Fällen äußerst lukrativ sein kann, und zwar für Agentur und Klient! Dabei gilt es hauptsächlich den Kunden von dieser Variante zu überzeugen. Das wichtigste Argument liegt auf der Hand: “Sie zahlen nur, wenn Sie auch was verdienen”. Dafür aber über einen längeren Zeitraum.
Besonders SEO, Conversion Rate Optimierung für Online-Shops und Landingpages ist dies interessant. Doch auch als regulärer Webdesigner, kann dies eine Option sein. Zum Beispiel kann man eine Pauschale pro Anfrage, die über die neue Webseite kam, vereinbaren.
## 4: Definieren Sie Ihre Nische
Am Anfang ist es leicht, sich von der Aussicht verführen zu lassen, einen großen Kunden zu gewinnen. Der Gedanke, jemanden ablehnen zu müssen, führt zu einer gewissen kognitiven Dissonanz, wenn der eigene Lebensunterhalt auf dem Spiel steht. Dennoch sollten Sie wirklich nur Projekte annehmen, die Sie zu 100 % umsetzen können. Was sie können und was nicht, sollten Sie immer offen und ehrlich mit dem Kunden kommunizieren, auch wenn dies dazu führt, dass Sie diesen verlieren. Die negative Reputation, die bei einem gescheiterten Projekt entstehen kann, ist es nicht wert.
Zudem kann eine klare Positionierung oder ein Fachgebiet ein klarer Vorteil sein. Kunden entscheiden sich in der Regel für den Dienstleister, der am besten auf das Projekt “passt”. Wenn Sie sich auf Webseiten für Arztpraxen spezialisieren, dann werden Sie einen Vorteil gegenüber anderen Webdesignern haben.
## 5: Kunden finden
Wenn Sie gut darin sind, Neukunden zu finden, werden Sie schnell wachsen. Dabei können sie natürlich als Erstes auf eigene Ressourcen zurückgreifen und für sich selbst werben. Doch auch auf einschlägigen Business-Portalen sollten Sie vertreten sein.
Xing & LinkedIn
Hier können Sie nach Interessen von möglichen Business-Partnern suchen und diese direkt anschreiben.
Upwork.com
Hier können Sie Ihre Fähigkeiten direkt ausschreiben und ggf. sich auf Gesuche von Firmen direkt bewerben.
Agenturpartners.com
Hier können Sie sich als Experte eintragen. Anfragen die zu Ihnen passen, werden direkt von agenturpartners.com an Sie weitergeleitet.
Natürlich gibt es jede Menge andere Möglichkeiten. Diese haben sich allerdings am effektivsten erwiesen.
## Nichts überstürzen
Wenn Sie diesen Beitrag lesen, haben Sie vermutlich schon begonnen oder Sie denken darüber nach, ihre eigene Agentur zu gründen. Unser genereller Rat ist, eine Entscheidung zu treffen und dabei zu bleiben, allerdings die Umsetzung nicht zu überstürzen und mit mindestens doppelt so viel Wartezeit berechnen, wie man am Anfang annimmt.
Das Management eines Unternehmens hat viele Höhen und Tiefen und Sie müssen in der Lage sein, auch schwere Zeiten zu überstehen.