Bei der Frage nach „Wer verdient was?“ handelt es sich in Deutschland nach wie vor um ein regelrechtes Tabu-Thema. Vielen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in deutschen Firmen und Konzernen ist es sogar vertraglich verboten, mit Kollegen über die Höhe ihres Verdienstes zu sprechen.

Bekannt und oftmals kontrovers in der Politik diskutiert, ist die Tatsache, dass Frauen in Deutschland rund 22 % weniger in vergleichbaren Positionen verdienen als ihre männlichen Kollegen. Je höher die berufliche Qualifikation ist, desto höher ist zudem die Verdienstkluft zwischen männlich und weiblich. Diskriminierungen von weiblichen Beschäftigten sind ebenfalls nicht selten und führen zu einer starken Lohndiskrepanz.

Lohnspiegel Deutschland 2017

Wer verdient am besten in Deutschland? Wir haben einen Gehaltsvergleich durchgeführt.

Auch lassen sich, unternimmt man einen Gehaltsvergleich in Deutschland, demografische Faktoren erkennen: So verdienen Beschäftigte in den neuen Bundesländern rund 19 % weniger als Beschäftigte in den alten Bundesländern.

Abhängig von der Qualifikation und der Branche kann die Lohnkluft teils noch größer ausfallen. Zu den einkommensstärksten Bundesländern zählen Hessen, Baden-Württemberg und Bayern, zu den einkommensschwächsten Bundesländern hingegen Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.

Obwohl die Lebenshaltungskosten in den östlichen Bundesländern im Vergleich zu den westlichen Bundesländern auffallend niedriger sind, belegt auch das Bruttoinlandsprodukt als Indikator das Lohngefälle zwischen Ost und West.

In den Bundesländern Hessen, Baden-Württemberg und Bayern erwirtschaften die Angestellten pro Jahr Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 43.000 Euro pro Person. In Mecklenburg-Vorpommern hingegen liegt das Bruttoinlandsprodukt bei lediglich 25.000 Euro pro Kopf.

Höhere Löhne würden die Attraktivität östlich gelegener Unternehmensstandorte negativ beeinflussen. Unternehmen könnten weiter in Richtung osteuropäisches Ausland abwandern. Nur Berlin kann, laut aktuellem Gehaltsvergleich, da es bei Unternehmen und gerade bei jungen Menschen / jungen Arbeitnehmern sehr beliebt ist, ein Gehaltsniveau in der Höhe westlicher Bundesländer vorweisen.

Die Hauptstadt gilt als Basis für Gründer und Start-up-Unternehmen, die vorwiegend gut bezahlte und für gut qualifizierte Arbeitnehmer bestimmte Arbeitsplätze anbieten. Auch der Einkommensunterschied zwischen befristeten und unbefristeten Arbeitsplätzen in gleichen oder ähnlichen Positionen ist auffällig: So verdienen Beschäftigte, deren Arbeitsverhältnis befristet ist, im Durchschnitt 18 % weniger als ihre unbefristet eingestellten Kollegen. Besonders hoch ist der Anteil von befristeten Beschäftigungsverhältnissen bei Helferstellen und in der Pflegebranche. Nicht selten, da in diesen Bereichen keine oder eine nur niedrige Qualifizierung für den Joberhalt ausreichend ist.

Wer verdient wieviel?

Das Jobportal Stepstone konnte im Rahmen einer Analyse ermitteln, dass die Wahl des „richtigen Berufes“ schnell zu einem Verdienst von mehreren tausend Euro mehr pro Jahr führt.

Die Untersuchung ergab, dass gerade Mediziner, Anwälte und Ingenieure in Deutschland zu den Spitzenverdienern zählen. Fach- und Führungskräfte verdienen, laut der Stepstone-Analyse im Jahr durchschnittlich 57.100 Euro brutto. Der Gehaltsreport des Jahres 2017 von Stepstone zeigt auf, dass Mediziner im Vergleich dazu mehr als 25.000 Euro brutto pro Jahr im Durchschnitt verdienen.

In dieser Berufsgruppe zählen die Chirurgen zu den am besten bezahlten Mitarbeitern. So verdienen Chirurgen pro Jahr im Durchschnitt 103.000 Euro brutto. Da die Verdienstunterschiede im medizinischen Bereich teilweise groß sind, gibt es jedoch nicht wenige Chirurgen die weitaus mehr als die genannten 103.000 Euro pro Jahr verdienen.

Arbeitsmediziner und Anästhesisten gehören in der medizinischen Branche ebenfalls zu den Spitzenverdienern. So kommen sie auf einen jährlichen Verdienst von durchschnittlich 92.000 – 95.200 Euro brutto. Allgemeinmediziner hingegen zählen zu den eher schlecht bezahlten Ärzten und liegen mit durchschnittlich rund 66.000 Euro brutto pro Jahr weit abgeschlagen hinter den Chirurgen, den Anästhesisten und den Arbeitsmedizinern.

Lediglich Wirtschaftsprüfer und Leiter von Steuerabteilungen (mit mindestens zehn Jahren Berufserfahrung) kommen mit einem jährlichen Bruttoverdienst von rund 90.000 Euro nahe an die Spitzenverdiener aus dem medizinischen Bereich heran. Laut Analyseergebnissen von Stepstone verdienen Rechtsanwälte im Jahresdurchschnitt 42.500 Euro brutto, als Angestellte in großen Unternehmen sogar bis zu 79.000 Euro brutto.

Der Stepstone-Lohnspiegel zeigt ferner auf, dass auch Ingenieure mit einem jährlichen Bruttoeinkommen von 65.200 Euro im Durchschnitt zu den Topverdienern in Deutschland zählen. Die höchsten Gehälter von durchschnittlich rund 80.000 Euro werden in dieser Branche in der Fahrzeugtechnik, im Maschinenbau und in der Elektrotechnik gezahlt.

In der ebenfalls sehr gut bezahlten Telekommunikationsbranche sind immerhin noch 77.300 Euro im Jahresdurchschnitt zu erzielen. Bei der Frage nach dem „Wer verdient wieviel?“ ist gerade in den Ingenieursberufen auszumachen, dass eine gute, vorwiegend akademische, Ausbildung ein Garant für ein hohes Einkommen ist. Technische Experten ohne einen Uni-Abschluss verdienen hier rund ein Viertel weniger und erhalten überhaupt nur selten auf Grund fehlender Referenzen die Möglichkeit sich in den Unternehmen zu beweisen.

Weitere gut bezahlte Arbeitsplätze lassen sich ferner in den Bereichen Finanzen, Versicherungen und Banken ausmachen. Der jährliche Gehaltsdurchschnitt liegt in diesen Segmenten bei 62.300 Euro brutto. Eine Position mit Personalverantwortung kann nochmals für ein zusätzliches Plus von bis zu 30 % sorgen und somit einen Jahresdurchschnitt von rund 80.000 – 81.000 Euro sichern.

Besonders in den Bereichen Finanzen und Versicherungen ist eine gute und / oder eine akademische Ausbildung nicht unbedingt eine Garantie für einen hochdotieren Job: Viele Quereinsteiger prägen die Branche und gehören trotz oder sogar vor allem auf Grund einer fehlenden klassischen Berufsausbildung oder eines fehlenden klassischen Studiums zu den Bestverdienern.

Gehaltsreport – Branchen mit guter Bezahlung

Unternehmen aus dem Bereich Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik und Telekommunikation zahlen ihren Angestellten im deutschlandweiten Vergleich am meisten. Hier ist mit jährlichen Bruttogehältern zwischen 79.000 – 85.000 Euro zu rechnen. In der Businessanalyse kann nach dem erfolgreichen Abschluss eines BWL-Studiums mit einem Einstiegsgehalt von durchschnittlich 50.000 Euro das höchste Einstiegsgehalt in Deutschland verzeichnet werden.

Überlegenswert wäre es auch, einen MBA Studiengang zu absolvieren. Der in deutschen Gefilden immer noch recht neue „Master of Business Administration“ kann durchaus für einen weiteren Karrieresprung sorgen. Allerdings sollte man darauf achten, an einer renommierten Ausbildungsstätte zu studieren – sofern man es sich auch leisten kann. Ein MBA an einer Top-Hochschule kostet gut und gerne ein ganzes Jahresgehalt.

Gehaltscheck – Arbeitsplätze mit schlechten Verdienstaussichten

Obwohl Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Pflegebranche eher zufrieden in ihrem Job sind, bezeichnen sie diesen selbst als kräftezerrend und schlecht vergütet. Ohne Sonderzulagen beträgt das Jahresdurchschnittseinkommen in Pflegeberufen laut einer aktuellen Gehaltsanalyse 28.944 Euro brutto (bei einer 38 Stunden Woche). Da sowohl gut ausgebildete Fachkräfte, als auch ungelernte Hilfsarbeiter in der Pflege beschäftigt sind, variiert das Einkommen stark. So beträgt das niedrigste Jahreseinkommen gemäß der Gehaltsanalyse in einem Pflegeberuf 22.260 Euro brutto, das höchste Einkommen in der gleiche Branche 37.572 Euro brutto.

Youtube-Video: Der Geld-Check (3): Wer verdient, was er verdient? | Das Erste

Wer verdient was nach dem Studium?

Ein Studienabschluss in Medizin, Ingenieurswissenschaften oder Jura führt im Regelfall zu hohen Jahresgehältern in der späteren Berufstätigkeit. In den drei Branchen ist gemäß des aktuellen Lohnspiegel mit einem jährlichen Durchschnittseinkommen zwischen 70.000 – 80.000 Euro zu rechnen. Studienabsolventen mit Abschlüssen in Kultur- und Geschichte, Design oder Erziehungswissenschaft erhalten trotz des Studienabschlusses unterdurchschnittliche Jahresgehälter. Diese liegen bei lediglich 45.000 – 46.000 Euro pro Jahr.

Weitere Quellen:

Gehaltscheck: Wer verdient was in welchem Beruf?: 1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars 4,00 von 5 Punkten, basieren auf 4 abgegebenen Stimmen.

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